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Lesezeit: 4 Minuten

In vielen Großunternehmen und Konzernen ist die digitale Transformation bereits in vollem Gange. Doch auch kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) setzen sich verstärkt mit dem Thema auseinander, da die Digitalisierung zum einen viele Chancen bietet und zum anderen äußerst wichtig ist, um zukunftsfähig zu bleiben. Besonders in Handwerksbetrieben fehlen häufig Zeit, finanzielle Mittel und technisches Know-how, um sich neben dem herausfordernden Kerngeschäft mit digitalen Lösungen und neuartigen Technologien auseinanderzusetzen. Auf lange Sicht wird das jedoch nicht vermeidbar sein, denn die Digitalisierung wird sich auch im Handwerk durchsetzen. Erfahren Sie, was das für Ihren Betrieb bedeutet und wie Sie von technischen Neuerungen profitieren können.

Welche Bedeutung und Vorteile hat die Digitalisierung für Handwerksbetriebe?

Die digitale Transformation zielt nicht darauf ab, bewährte Arbeitsprozesse und traditionelle Arbeitstechniken zu verdrängen oder zu ersetzen. Vielmehr geht es darum, alltägliche administrative Aufgaben zu vereinfachen und dadurch Betriebsabläufe zu optimieren. Durch die Verkürzung des Aufwands von Verwaltungsaufgaben bleibt somit mehr Zeit für die handwerkliche Arbeit. Es werden allerdings nicht nur Zeit und somit Kosten gespart: Durch die Verwendung digitaler Technologien präsentiert sich Ihr Betrieb als zeitgemäßes, innovatives und erfolgreiches Unternehmen.

Allgemein versteht man unter Digitalisierung die Umwandlung analoger Inhalte und Prozesse in digitale Daten. Mithilfe von computergestützten Technologien werden analoge Strukturen in wirtschaftlichen wie auch gesellschaftlichen Bereichen automatisiert und dadurch effizienter gestaltet.

In diesen Bereichen können digitale Lösungen zu einer effizienteren Arbeitsweise beitragen:

  • Digitalisierung von administrativen Prozessen wie Rechnungsstellung, Mitarbeiterverwaltung oder Lagerorganisation
  • computergestützte Fertigung standardisierter Werkstücke
  • Kundenakquise durch eigene Website und Social-Media-Auftritte
  • Vernetzung mit Zulieferern für automatisierte Nachbestellung von Rohstoffen oder Ersatzteilen

Chancen und Herausforderungen für kleinere und mittelständische Betriebe

Vor allem große Produktionsunternehmen sind in der Nutzung digitaler Technologien schon weit vorangeschritten. Im Zuge der „Industrie 4.0“-Bewegung, der sogenannten vierten industriellen Revolution, gehen sie unter anderem mit „Smart Factory“-Konzepten (sich selbst organisierende Produktionsumgebungen) bereits den nächsten Schritt.

Welche Chancen und Bedenken dagegen kleinere und mittelständische Handwerksbetriebe in der digitalen Transformation erkennen, haben der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) und der Digitalverband Bitkom in einer Studie zur Digitalisierung des Handwerks herausgefunden, die im März 2020 veröffentlicht wurde. Die Meinungen sind zweigeteilt:

  • 66 Prozent begreifen die digitale Transformation als Chance.
  • Von 56 Prozent wird sie als große Herausforderung wahrgenommen.
  • 36 Prozent geben zu, dass sie Probleme bei der Bewältigung haben.

Worin im Einzelnen die Chancen und Probleme bestehen, lässt sich aus den Studienergebnissen ableiten:

Chancen der Digitalisierung im HandwerkProbleme der Digitalisierung im Handwerk
• Zeitersparnis bei Verwaltungsprozessen
• Erleichterung bei der Kundenakquise
• verkürzte Kommunikationswege mit Mitarbeitern, Kunden und Geschäftspartnern
• verbesserte Konkurrenzfähigkeit durch Angebot neuer Service-Leistungen
• automatisierte Funktionsprüfung und Wartung von Maschinen
• computergestützte Qualitätskontrollen nach definierten Parametern
• hohe Investitionskosten
• überdimensionierte, nicht auf KMUs zugeschnittene Software und Anwendungen
• mangelnder Überblick über passende digitale Lösungen
• Anforderungen an Datensicherheit und Datenschutz
• Berührungsängste aufgrund mangelnder Digitalkompetenz der Mitarbeiter
• langsame Internetverbindung in ländlichen Gegenden

Voraussetzungen im Betrieb

Die Publikation „Handwerksbetriebe auf dem Weg in die Arbeitswelt 4.0“ des Instituts für Technik in der Betriebsführung (itb) zeigt detailliert auf, welche digitale Technologien bereits heute in handwerklichen Betrieben eingesetzt werden und welche entscheidende Rolle der Faktor Mensch für eine erfolgreiche Umsetzung spielt.

Gerade in kleineren und mittelständischen Betrieben sind die Mitarbeiter direkt für den Unternehmenserfolg verantwortlich. Denn anhand von Fähigkeiten, Entscheidungen und Handeln trägt der einzelne Mitarbeiter nicht nur wesentlich zum erfolgreichen Abschluss von Aufträgen und Projekten bei, sondern in gleichem Maß zur Etablierung neuer Strukturen. Deswegen fällt Arbeitgebern die Aufgabe zu, die Balance zwischen technologischen Anforderungen, Wirtschaftlichkeit und Bedürfnissen der Mitarbeiter zu halten.

Für Transparenz und Aufgeschlossenheit beim Personal zu sorgen, sollte daher unabdingbar sein, um das Unternehmen erfolgreich an der Digitalisierung teilhaben zu lassen. Denn nur wenn die Mitarbeiter bereit sind, Neues zu erlernen und anzuwenden, können neue Arbeitsprozesse eingeführt werden. Darüber hinaus müssen entsprechende Arbeitsgeräte, Software und Schulungsmaßnahmen zur Verfügung gestellt werden.

Beispiele für die Digitalisierung im Handwerk

Je nach Betrieb und Branche können ganz unterschiedliche Anwendungen den Arbeitsalltag erleichtern. Folgende Beispiele veranschaulichen, wie digitale Technologien im Handwerk eingesetzt werden können:

  • Digitales Bestandsmanagement: Bluetooth-Module an Werkzeugen und mobilen Maschinen melden einer App, wo sich das jeweilige Gerät befindet, und geben Auskunft über Zustand, Wartungsintervalle und anstehende TÜV-Termine.
  • Zeit- und Aufgabenerfassung: Handgeschriebene Stundenzettel werden durch elektronische Dateneingabe und direkte Übermittlung ersetzt. Ein Personalplanungssystem etwa gestaltet nicht nur die Zeiterfassung effizienter, auch Abrechnungen werden automatisiert erstellt und die Schicht- und Urlaubsplanung vereinfacht.
  • Abnahmeprotokoll: Stift und Papier war gestern. An einem digitalen Abnahmeprotokoll können Sie mühelos Anpassungen vornehmen, Ihr Betrieb hinterlässt einen zeitgemäßen Eindruck beim Kunden und Sie sparen Materialkosten für Papier, Druck und Aufbewahrung.
  • Digitale Archivierung: Es ist nicht nötig, kaufmännische Belege in Papierform aufzubewahren. Viel praktischer ist es, Belege zu scannen und diese digitalisiert und revisionssicher in einer Cloud abzuspeichern. Ein paar Klicks am Computer ersetzen das Suchen in Papierordnern. Dies schafft zudem mehr Platz in den Betriebsräumen, da weniger Ordner nötig sind.
  • Lagerstrategie: Ein wichtiges Thema in Sachen Digitalisierung sind Lagerstrategien. Trackingsysteme überwachen die Lagerbestände vollautomatisch und übertragen den Stand in Echtzeit an die jeweilige Software. So haben Sie jederzeit im Blick, welche Artikel sich an welcher Stelle befinden und in welcher Menge sie vorhanden sind. Bei sehr weitläufigen Lagerflächen und der Abwicklung großer Warenmengen kann beispielsweise eine Lagerautomatisierung sinnvoll sein.
  • Online-Recruiting: Für Handwerksbetriebe kann die Digitalisierung auch bei der Suche nach neuen Mitarbeitern sehr hilfreich sein, denn gerade kleinere Unternehmen können so eine Vielzahl potenzieller Bewerber erreichen. Zu einem vollständig digitalisierten Bewerbungspro­zess gehören neben Online-Anzeigen auch Tools, die Kommunikation und Auswahl erleichtern.

Förderungsmöglichkeiten für Betriebe

Vielen KMU mangelt es an finanziellen Mitteln, um die Digitalisierung im Handwerk voranzutreiben. Falls auch Sie dazu gehören, können Sie Finanzierungshilfen, Kredite und Förderprogramme in Anspruch nehmen. Die Wirtschaftskammerorganisation (WKO) und das zuständige Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort beraten und unterstützen Sie bei Fragen rund um den Digitalisierungsprozess von Betrieben sowie zu lokalen Förderungsmöglichkeiten.

FAQ zur Digitalisierung im Handwerk

Was bedeutet Digitalisierung im Handwerk?

Mithilfe von computergestützter Automatisierung werden Arbeitsprozesse vereinfacht, optimiert und effizienter gestaltet. Diese wird ergänzend zur menschlichen Fachkenntnis verwendet und soll diese keinesfalls ersetzen.

Welche Vorteile hat die digitale Transformation?

Die Optimierung von Arbeitsprozessen spart Zeit und Kosten, Mitarbeiter können effektiver arbeiten. Zudem ist der Betrieb am Puls der Zeit und präsentiert sich vor Kunden und Geschäftspartnern als innovatives, modernes und somit erfolgreiches Unternehmen.

Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein?

Die Fachkenntnis des einzelnen Mitarbeiters ist und bleibt von enormer Bedeutung. Das handwerkliche Know-how ist eine grundlegende Voraussetzung, um Arbeitsgänge mithilfe digitaler Prozesse zu erleichtern. Denn nur wenn handwerkliches Können vorhanden ist, kann dieses mit zukunftsweisenden Technologien ergänzt werden. Mitarbeiter sollten lernbereit sein, der Arbeitgeber muss erforderliche Software und Arbeitsgeräte sowie Schulungsmaßnahmen bereitstellen.

Welche Fördermöglichkeiten gibt es?

Das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort bietet Beratung und Zuschüsse für Unternehmen, die an der digitalen Transformation teilhaben wollen. Bei der WKO erhalten Sie Informationen über lokale Förderprogramme, mit denen die Digitalisierung im Handwerk unterstützt werden soll.

Bildquellen:
© gettyimages.de
 – Svetikd, Danchooalex, Stockfor