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Holz ist einer der ältesten natürlichen Baustoffe, seit Tausenden von Jahren wird es zum Bauen von Gebäuden genutzt. Gründe dafür gibt es viele, denn der nachwachsende Rohstoff vereint eine Menge positiver Eigenschaften in sich: Holzbauten sind schnell zu errichten und strahlen eine wohnliche Atmosphäre aus. Nicht ganz zu Unrecht haftet Holz der Ruf an, ein besonders umweltschonendes Baumaterial zu sein. Wie nachhaltig der Baustoff Holz wirklich ist und welche Eigenschaften, Vor- und Nachteile er besitzt, erfahren Sie in diesem Artikel.

Welche Vorteile hat der Baustoff Holz?

Aufgrund seiner hervorragenden bauphysikalischen Eigenschaften kann Holz nicht nur für den Neubau von Wohnraum, sondern auch für Nachverdichtungen, Lückenschließungen und Aufstockungen im Wohnbestand eingesetzt werden. Das Material besitzt eine hohe mechanische Festigkeit und gleichzeitig ein vorteilhaftes Verhältnis von Festigkeit zu Eigengewicht. Das bedeutet: Holz ist bei gleicher Tragfähigkeit leichter als Stahl und annähernd so druckfest wie Beton. Holz ermöglicht zudem einen hohen Vorfertigungsgrad, sodass Bauprojekte effektiv und zügig umgesetzt werden können.

Ganz gleich, wie der Baustoff eingesetzt wird: Holz regelmäßig zu pflegen, erhöht die Lebensdauer und Strapazierfähigkeit des Materials. Zudem ist es relativ leicht zu bearbeiten: Eine Bearbeitung ist nicht nur mit teurer Tischlereiausstattung wie beispielsweise einer Tischkreissäge oder Holzfräse möglich – auch einfachere Werkzeuge wie Laubsägen, Stechbeitel oder Hobel können bereits ausreichend sein.

Vorteile von Holz als BaustoffNachteile von Holz als Baustoff
• nachwachsend
• zu 100 % ökologisch abbaubar
• Bäume wandeln CO2 in Sauerstoff um
• schnell zu verarbeiten
• niedriges Eigengewicht
• hohe Druck- und Zugfestigkeit
• sorgt für gesundes Raumklima
• schafft eine behagliche Wohnatmosphäre
• kann Feuchtigkeit regulieren
• gute Dämmeigenschaften
• geringe Wärmeleitfähigkeit
• neigt zu Schimmelbildung (unbedingt trocken verarbeiten)
• geringe Speichermasse, d. h. anfällig gegenüber Temperaturschwankungen und Feuchtigkeit
• Holz arbeitet – es kann sich verziehen
• anfällig für Beschädigungen, z. B. Schädlinge
• relativ hohe Instandhaltungskosten, da die Oberfläche regelmäßig behandelt werden muss

Holzwerkstoffe und ihre Eigenschaften

Im Gegensatz zu Vollholz, das ein natürlicher und nachwachsender Rohstoff ist, werden Holzwerkstoffe industriell gefertigt. Sie bestehen aus zerkleinertem und wieder zusammengefügtem Holz und können zusätzliche Substanzen wie Bindemittel oder Klebstoffe enthalten. Der Rohstoff wird zu Stäbchen, Pellets oder Späne zerkleinert und anschließend mit Bindemitteln oder mechanisch miteinander verbunden. Je kleiner die verarbeiteten Partikel sind, desto mehr nehmen die positiven Dämmeigenschaften und die Oberflächenqualität des Materials zu, allerdings verringert sich gleichzeitig die Festigkeit. Diese kann jedoch durch die Zugabe von Bindemitteln wieder erhöht werden.

Hauptsächlich kommen als Bindemittel chemische Substanzen zum Einsatz, beispielsweise Kunstharze, die Formaldehyd enthalten, sowie Flammschutzmittel oder Holzschutzmittel. Sind diese chemischen Bindemittel im Holzwerkstoff enthalten, ist er nicht nachhaltig. Umweltfreundlichere und gesundheitsschonendere Alternativen wie bio-basierte Kunststoffe werden derzeit entwickelt, sind aber noch nicht sehr weit verbreitet.

 Generell werden folgende Holzwerkstoffe voneinander unterschieden:

  • Vollholzwerkstoffe:
    • werden aus massivem Holz hergestellt
    • werden als Stäbchen, Brettern oder Platten produziert
  • Holzspanwerkstoffe:
    • aus Vollholz- oder Sägeholzresten in Verbindung mit Additiven oder Kunstharzleimen
    • werden unter Druck und Wärmeeinwirkung verpresst – machen den größten Teil der Holzwerkstoffe aus
  • Holzfaserwerkstoffe:
    • werden aus Sägenebenprodukten, Holz und holzhaltigen Pflanzenfasern (z. B. Raps, Flachs) hergestellt
    • verfilzen durch eigene Bindekräfte oder durch Zugabe von Klebstoffen

Ist Holz als Baustoff wirklich nachhaltig?

Bäume wandeln klimaschädlichen Kohlenstoff (CO2) in lebenswichtigen Sauerstoff um, dadurch leisten sie einen wichtigen Beitrag, um den Klimawandel zu verzögern. Somit kann der Anbau von Holz zum Klimaschutz beitragen. Zudem ist Holz zu 100 % biologisch abbaubar und ein natürlicher, nachwachsender Rohstoff: Es kann eine positive Ökobilanz haben. Dennoch ist das Baumaterial Holz nicht automatisch als klimaneutral oder umweltfreundlich zu bezeichnen. Das Bauen mit Holz kann der Umwelt sogar mehr schaden, als sie zu erhalten – je nachdem, wo und wie der Rohstoff gewonnen wird. Holz ist nur ein nachhaltiger Baustoff, wenn folgende Voraussetzungen bei der Gewinnung des Materials berücksichtigt werden:

  1. wenn er regional produziert wird und lange Transportwege entfallen:
    • vermeidet zusätzliche CO2 Belastung durch den Transport
  2. wenn die Wälder, aus denen Holz geerntet wird, beständig und schonend aufgeforstet werden

dh.: wenn ausschließlich heimische Baumarten angepflanzt werden
• wenn nicht alle Bäume gleichzeitig geschlagen werden und die Bäume unterschiedliche Wuchshöhen haben – diese bieten Schutz vor Umwelteinflüssen und sind eine Lebensgrundlage für vielfältige Arten
• wenn auf den Einsatz von Pestiziden zur Schädlingsbekämpfung verzichtet wird
• wenn nicht mehr Holz geschlagen wird als nachwachsen kann

Wälder sind wichtige Klimaregulatoren

Wälder sind komplexe Ökosysteme und besitzen die Fähigkeit zur Selbstregulation – die Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen ist aufeinander abgestimmt und befindet sich in einem sich selbst regulierenden Gleichgewicht. Nach den Ozeanen üben Wälder den wichtigsten Einfluss auf das Klima aus, da sie ausgleichend auf den globalen Sauerstoffhaushalt wirken und Lebensraum vieler einheimischer Arten sind.

Bei naturfernen Wirtschaftswäldern dagegen ist das empfindliche ökologische Gleichgewicht mehr oder weniger gestört, je nachdem, wie einschneidend die Eingriffe durch den Menschen sind: Monokulturen, nichtheimische Baumsorten und eine intensive, allein auf Gewinn ausgerichtete Bewirtschaftung können weitreichende Folgen haben:

  • Dem Waldboden werden nicht nur Stammholz, sondern auch Resthölzer und wichtige Nährstoffe entnommen, die das Ökosystem zur Humusbildung benötigt: Das führt zu einem Nährstoffmangel bei nachwachsenden Bäumen.
  • Weiterhin können sich Schädlinge vermehren, da ihren natürlichen Fressfeinden durch den Anbau nicht heimischer Baumarten und die zeitgleiche Abholzung aller Bäume die Lebensgrundlage fehlt.
  • Werden Pestizide zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt, haben diese eine schädigende Wirkung auf die Bäume, die Luft und im Wald heimische Lebewesen.

Achten Sie beim Kauf von Holz als Baustoff also auf einen zertifizierten, nachhaltigen Anbau. Das FSC-Zertifikat gilt derzeit als Ökosiegel mit den strengsten Auflagen. Um wirklich nachhaltig zu sein, sollte das FSC-Zertifikat mit dem Vermerk versehen sein, dass das Holz zusätzlich aus regionalem Anbau stammt und die Wälder regelmäßig aufgeforstet werden.

Beliebt, aber nicht nachhaltig: Tropenholz – und seine Alternativen

Fast die Hälfte aller Landlebewesen weltweit hat ihre Heimat in den tropischen Regenwäldern. Durch das rigorose Abholzen verlieren Tiere und Menschen ihre Lebensgrundlage, immer mehr Arten verschwinden dauerhaft von der Erde.

Zudem wird Tropenholz häufig illegal gewonnen: Hauptakteure sind große Holzfirmen, die oftmals ohne Genehmigung großflächige Waldrodungen auch in Schutzgebieten vornehmen. Dabei holzen sie gefährdete Baumarten ab, umgehen Abgaben für Steuern und Zölle oder deklarieren Waren falsch, um den Einschlag verbotener Hölzer zu verschleiern.

Beim Import von Tropenholz als Baumaterial werden tierische und pflanzliche Schädlinge wie Käfer oder Pilze aus den tropischen Regionen häufig mit eingeschleppt. Sie stellen eine besondere Bedrohung für heimische Baumarten dar, da sie nicht zum hiesigen Ökosystem gehören und dementsprechend keine natürlichen Feinde haben. So breiten sie sich ungehindert aus und können nur mit giftigen Chemikalien bekämpft werden. Durch die langen Transportwege des Tropenholzes wird enorm viel CO2 ausgestoßen.

Wenn Sie die positiven Eigenschaften wie Widerstandsfähigkeit, Haltbarkeit und Ästhetik von Tropenholz schätzen, aber beim Baustoff Holz auf Nachhaltigkeit setzen möchten, können Sie folgende heimische Hölzer als Alternativen verwenden:

EinsatzbereichTropenholzartheimische Holzart
Bautischlerei (z. B. Fenster, Türen, Möbel)• Brasilkiefer
• Koto
• Limba
• Sipo
• Teak
• Kordia
• Niangon
• Cerejeira    
• Eiche
• Esche
• Fichte
• Kiefer
• Lärche
• Roteiche
• Ulme
• Tanne 
Deichbau, Uferbefestigungen, Brücken• Basralocus
• Bangkirai
• Bilinga
• Kapur
• Makkaser
• Ulme
• Eiche
• Lärche
Außenverkleidungen (z. B. Schindeln, Fensterrahmen)• Agba
• Cedro
• Makkaser
• Lärche
• Thuja
• Zeder
Fußböden im Innenbereich• Mersawa
• Ozouga
• Kokrodua
• Buche
• Eiche
• Esche

Der Baustoff Holz ist derzeit Mangelware

Die Attraktivität von Holz als Baustoff für den Gebäudebau steigt seit Jahren an.  Diskussionen um nachhaltiges Bauen und Klimaschutz machen den Rohstoff zunehmend für Bauherren, Architekten und Ingenieure interessant. In Deutschland lag der Anteil an Baugenehmigungen für Wohngebäude in Holzbauweise im Jahr 2019 bei 18,7 %. Im Vergleich dazu lag die Quote im Jahr 2015 dagegen noch bei 16 %.

Nicht nur in Deutschland, auch international steigt die Nachfrage nach dem Baustoff Holz. Die zunehmende Popularität von Holz- und Hybridbauweisen mit Holz ist nur einer der Gründe, weshalb der Marktpreis des Rohstoffs aktuell in die Höhe schießt. Dem gegenüber steht eine Rohstoffknappheit, die unter anderem folgende Ursachen hat:

  • Die USA beispielsweise hatten im vergangenen Jahr mit großflächigen Waldbränden zu kämpfen, zudem befielen heimische Käfer riesige Waldgebiete in Kanada.
  • Deutsche Holzhändler exportieren zu weitaus höheren Preisen ins Ausland, als sie in Deutschland für ihre Ware erzielen würden. Während der Preis üblicherweise einige Cent oder wenige Euro pro Monat oder Quartal ansteigt, ist derzeit ein Preisanstieg von 10 bis 20 Euro pro Woche zu verzeichnen.
  • Zudem verursachen massive Waldschäden in Deutschland große Mengen an Schadholz und sorgen zusätzlich für Rohstoffknappheit.

Förderungen für holzverarbeitende Betriebe

Die aktuelle Preisentwicklung und die Knappheit des Rohstoffs geben vielen Handwerkern Anlass zur Sorge: Manche Betriebe wissen derzeit nicht, wie sie ihre Aufträge erfüllen können, da es schlicht an Material fehlt. Daher sollen verschiedene Förderprogramme zur Unterstützung holzverarbeitender- und produzierender Betriebe den geänderten Anforderungen an die aktuelle Rohstoffgrundlage gerecht werden und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen stärken. Beim Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftstandort erhalten Sie eine Übersicht über mögliche Förderungen.

FAQ zum Baustoff Holz

Welche Eigenschaften hat Holz als Baustoff?

Je nach Holzsorte hat Holz eine hohe Druckfestigkeit bei gleichzeitiger Elastizität. Mit der richtigen Pflege ist es sehr beständig. Aufgrund seiner Eigenschaften kann es schnell und einfach verarbeitet werden, sodass Bauprojekte in geringerer Zeit als mit konventioneller Bauweise umgesetzt werden können. Holz ist ein nachwachsender, zu 100 % biologisch abbaubarer Rohstoff, das macht ihn besonders umweltverträglich.

Ist Holz als Baustoff nachhaltig?

Das Bauen mit Holz ist nicht automatisch nachhaltig. Nur wenn Holz regional angebaut und verarbeitet, die Wälder regelmäßig und schonend aufgeforstet werden und lange Transportwege entfallen, kann man den Rohstoff als nachhaltig bezeichnen.

Welche Förderungen gibt es für holzverarbeitenden Unternehmen?

Es gibt verschiedene Förderprogramme, die holzverarbeitende- und produzierende Betriebe in der derzeit angespannten Rohstofflage unterstützen und innovative Bauprojekte mit Holz fördern. Informationen erhalten Sie beim Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort oder bei der WKO.

Woran erkenne ich, ob der Baustoff Holz nachhaltig ist?

Es gibt viele verschiedene Zertifikate, die Holz als nachhaltig deklarieren. Als Siegel mit den strengsten Auflagen gilt das FSC-Zertifikat. Achten Sie darauf, dass zusätzlich zum FSC-Zertifikat ein Vermerk über den regionalen Anbau und eine Wiederaufforstung des Waldes vorhanden ist.

Bildquellen:
© gettyimages.de– Filmfoto, IPGGutenbergUKLtd, Steve Dunning