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Lesezeit: 6 Minuten

Mit einem Gehrungsschnitt können Sie zwei Bauteile in einem Winkel miteinander verbinden. Die Technik hat entscheidende Vorteile: Sie sorgt für Stabilität und ein optisch ansprechendes Ergebnis. Ob Sie eine stabile Rahmenkonstruktion bauen oder Sockelleisten anbringen wollen, beim Ausmessen und Sägen ist höchste Präzision gefragt. In diesem Ratgeber erfahren Sie, welches Zubehör Sie brauchen und welche Schritte nötig sind, um exakt auf Gehrung zu sägen.

Was bedeutet Gehrung bzw. Gehrungsschnitt?

Gehrung ist der Fachbegriff für eine Eckverbindung zweier Bauteile. Sie entsteht, indem die Enden der Teile jeweils so angeschrägt werden, dass sie gemeinsam den gewünschten Winkel – im Normalfall einen 90-Grad-Winkel – bilden. Dafür ist der sogenannte Gehrungsschnitt notwendig. Wird er exakt ausgeführt, passen die Teile optimal aneinander und können durch Leimen oder Dübeln fast unsichtbar miteinander verbunden werden.

Als Eckverbindung von Rahmen oder Leisten hat die Gehrung deutliche Vorteile:

  • Die Verbindung ist besonders stabil.
  • Der Übergang der Bauteile ist kaum sichtbar, da er direkt an der Kante erfolgt.

Die Technik kommt größtenteils bei Holzwerkstoffen zum Einsatz und wird sowohl im Handwerk als auch von Privatpersonen häufig genutzt. Mit der richtigen Ausstattung ist ein Zurechtschneiden von Keramik oder Metall ebenfalls möglich.

Wenn Sie mit Holz arbeiten, legen Sie die Werkstücke am besten schon ein bis zwei Tage vorher in den Raum. So kann sich das Holz an Temperatur und Luftfeuchtigkeit anpassen und verzieht sich nach der Montage nicht mehr allzu stark.

Gehrungsschnitt richtig berechnen

Handelt es sich um identische Bauteile, beträgt der Gehrungswinkel jeweils die Hälfte des angestrebten Winkels. Für eine Ecke mit 90-Grad-Winkel müssen Sie also an jedem Bauteil einen Gehrungsschnitt im Winkel von 45 Grad vornehmen; für einen 120-Grad-Winkel beträgt der Gehrungswinkel 60 Grad.

Etwas komplizierter wird es, wenn die Teile unterschiedlich breit sind. Dann liegt eine sogenannte „falsche Gehrung“ vor: Die Bauteile müssen mit unterschiedlichen Winkeln zugeschnitten werden. Dennoch ergibt die Addition beider Gehrungswinkel den gewünschten Winkel der Ecke. Ein 90-Grad-Winkel kann sich dann zum Beispiel aus zwei Gehrungswinkeln von 42 Grad und 48 Grad zusammensetzen. Für diesen Fall müssen Sie den Gehrungswinkel zunächst berechnen. Wenn Sie den Einsatz mathematischer Formeln scheuen, können Sie alle Werte der Gehrung mit einem Rechner bestimmen.

Wann ist es nötig, auf Gehrung zu schneiden?

Ein Gehrungsschnitt wird üblicherweise für das Bauen von Möbeln oder Rahmen sowie das Verlegen von Bodenbelägen angewendet. Typische Beispiele sind:

  • Holzböden: Wenn Sie Parkett oder Laminat verlegen, müssen Sie an den Wänden Platz für Dehnungsfugen lassen, weil der Bodenbelag sich bei Temperaturschwankungen ausdehnen oder zusammenziehen kann. Diese Dehnungsfugen werden in der Regel mit Leisten überdeckt, um einen schönen Übergang vom Boden zur Wand zu haben. Die Fußleisten müssen Sie auf Gehrung sägen, um sie perfekt an die Maße Ihrer Wände anzupassen.
  • Möbelbau: Für die Profis ist es ohnehin Standard, doch auch wenn Sie sich zu Hause an einem DIY-Möbelbau-Projekt versuchen, ist es sinnvoll, wenn Sie Balken und Bretter auf Gehrung sägen: Ihr Möbelstück wird dadurch besonders stabil, zudem erhält es ein professionelles Aussehen. Darüber hinaus ist ein Gehrungsschnitt sinnvoll, um Bauteile passgenau aneinanderzufügen, z. B. wenn Sie eine Küchenecke einrichten möchten und die Arbeitsplatte genau an den Ecken abschließen soll.
  • Fliesen: Wenn Sie Fliesen legen, brauchen Sie den Gehrungsschnitt, um die Fliesen für eine dekorative Wandumrandung oder eine Sockelleiste zurechtzuschneiden. Beim Gehrungsschnitt für die Sockelleiste muss die Fliese hochkant angeschrägt werden.
  • Deckenverzierung: Für eine optisch ansprechende Zimmerdecke können Sie den Gehrungsschnitt zum Anbringen von Deckenleisten oder Stuckelementen einsetzen.

Werkzeuge und Zubehör für einen exakten Gehrungsschnitt

Das wichtigste Werkzeug ist die Säge. Häufig werden in der Praxis Bauteile aus Holz zurechtgesägt. Doch auch andere Werkstoffe lassen sich mit dem richtigen Sägeblatt auf Gehrung schneiden. Unabhängig davon haben Sie die Wahl zwischen verschiedenen Sägearten.

  • Gehrungssäge: Die Gehrungssäge ist das optimale Werkzeug, um ein Werkstück auf Gehrung zu schneiden. Sie lässt sich flexibel auf jeden beliebigen Winkel einstellen, ist kleiner als die Kappsäge und dadurch auch für filigrane Werkstücke optimal geeignet.
  • Handsäge: Falls Sie für die Gehrung eine Handsäge verwenden, empfiehlt sich eine Fein- oder Bügelsäge, denn damit können Sie recht präzise arbeiten. Der Fuchsschwanz dagegen ist nur bedingt geeignet, denn es ist schwer, damit sehr gerade, exakte Schnittflächen zu sägen.
  • Stichsäge: Beim Gehrungsschnitt hat die Stichsäge ihre Defizite, weil dafür saubere, sehr glatte Schnittflächen nötig sind, die mit einer Stichsäge nicht immer leicht gelingen. Sollten Sie sich dennoch für eine Stichsäge entscheiden, arbeiten Sie sich immer langsam und vorsichtig vor, um Splitter zu vermeiden.
  • Handkreissäge: Mit einer Kreissäge geht der Gehrungsschnitt leicht von der Hand. Sie können auch lange Werkstücke mithilfe einer Führungsschiene gleichmäßig und präzise zurechtschneiden. Werkstück und Führungsschiene müssen Sie hierbei immer exakt ausrichten.
  • Kappsäge: Die Kappsäge ist eine stationäre Kreissäge, mit der Sie aufgrund der großen und leistungsfähigen Bauart auch sehr viele Werkstücke auf Gehrung sägen können. Sogar Metall ist mit dem entsprechenden Trennblatt kein Problem. Einziger Nachteil: Die Kappsäge kann nur im 90-Grad-Winkel sägen, deshalb müssen Sie den gewünschten Winkel gut anzeichnen und das Bauteil entsprechend vorsichtig führen.

Je nachdem, welche Säge Sie benutzen, brauchen Sie weiteres Zubehör, um den richtigen Winkel auf das Werkstück zu übertragen.

  • Die Gehrungslade ist eine Vorrichtung mit Schlitzen in verschiedenen Standardwinkeln, die bei der Arbeit mit Handsägen eingesetzt wird. Dafür wird die Leiste, die Sie zurechtschneiden wollen in die Gehrungslade gelegt und das Sägeblatt im entsprechenden Winkel durch die Schlitze geführt.
  • Für die Stichsäge brauchen Sie einen winkelbaren Sägeschuh. Damit können Sie den gewünschten Gehrungswinkel einstellen und eine gleichmäßige Gehrung schräg in das Werkstück schneiden.
  • Die Gehrungsschmiege ist eine Art Winkelmesser. Mit dem Präzisionsmessgerät können Sie zunächst den benötigten Winkel (zum Beispiel der Zimmerecke) exakt ausmessen und anschließend auf das Werkstück übertragen.

Außerdem benötigen Sie Bleistift und Zollstock zum Ausmessen und Anzeichnen sowie Schraubzwingen, um Ihre Werkstücke während des Sägens gut zu fixieren.

Gehrungsschnitt mit professioneller Anleitung

Mit der folgenden Schritt-für-Schritt-Anleitung gelingt Ihnen der Gehrungsschnitt! Für die Anleitung benötigen Sie einige der genannten Werkzeuge und Zubehöre.

  1. Winkel ausmessen

    Winkel für Gehrungsschnitt messenZunächst messen Sie mit einer Gehrungsschmiege den Winkel aus, den Ihre Werkstücke später bilden sollen.

  2. Gehrungswinkel berechnen

    Gehrungswinkel berechnenNun berechnen Sie die Gehrungswinkel Ihrer Bauteile. Bei identischen Werkstücken müssen Sie den gemessenen Winkel nur halbieren. Wollen Sie unterschiedlich starke Materialien verbinden, können Sie den Gehrungsrechner nutzen.

  3. Gehrungswinkel übertragen

    Gehrungswinkel für Gehrungsschnitt übertragenStellen Sie den berechneten Winkel an der Gehrungsschmiege ein. Ziehen Sie die Feststellschraube gut an, damit sich das Maß nicht mehr verstellen kann. Anschließend legen Sie die Schmiege an Ihr Werkstück an und zeichnen den Winkel mit einem Bleistift nach.

  4. Gehrungswinkel der Säge wählen

    Gehrungswinkel der Säge für Gehrungsschnitt wählenJe nach Maß und Art der Säge wählen Sie nun die passende Gehrungslade oder stellen den ermittelten Winkel an der Gehrungssäge oder am Sägeschuh Ihrer Stichsäge ein. Wenn Sie eine Handkreissäge verwenden, nutzen Sie am besten eine Führungsschiene für den Gehrungsschnitt oder verwenden eine Schablone aus einem geeigneten Material.

  5. Werkstück fixieren

    Werkstück für Gehrungsschnitt fixierenVerbinden Sie das Werkstück sicher mit Gehrungslade oder Führungsschiene und fixieren Sie alles mit Schraubzwingen an der Werkbank, sodass nichts verrutschen kann, wenn Sie die Gehrung schneiden.

  6. Gehrung sägen

    Schutzausrüstung anlegen, Gehrung sägen Nachdem Sie die passende Schutzausrüstung (schnittfeste Handschuhe, Schutzbrille, Gehörschutz) angelegt haben, können Sie nun die Gehrung sägen. Gehen Sie dabei langsam und kontrolliert vor, um ein möglichst präzises Ergebnis zu erhalten.

  7. Gehrung kaschieren

    Gehrung kaschierenFalls Sie einmal nicht exakt geschnitten haben, kann es passieren, dass Werkstücke an einer äußeren Kante minimal auseinanderstehen (in den Ecken fällt das nicht auf). Handelt es sich bei Ihrem Material um Holz, können Sie versuchen die offene Gehrung zu kaschieren, indem Sie mit einem runden Metallstab über die Schnittkanten fahren. Im Optimalfall werden die Holzfasern dann nach innen gedrückt und verschließen die Lücke optisch. Benutzen Sie dafür niemals kantige Gegenstände, da diese Kerben hinterlassen oder die Holzfasern beschädigen können.

FAQ zum Gehrungsschnitt

Was ist ein Gehrungsschnitt?

Gehrung ist der Fachbegriff für eine Eckverbindung zweier Bauteile. Sie entsteht, indem die Enden jeweils so angeschrägt werden, dass sie gemeinsam den gewünschten Winkel – im Normalfall einen 90-Grad-Winkel – bilden. Dafür ist der sogenannte Gehrungsschnitt notwendig. Wird er exakt ausgeführt, passen die Teile danach optimal aneinander und können durch Leimen oder Dübeln fast unsichtbar miteinander verbunden werden.

Wie sägt man richtig auf Gehrung?

Für einen präzisen Gehrungsschnitt sollten Sie die folgenden Arbeitsschritte beachten:
1. Gesamtwinkel ausmessen
2. Gehrungswinkel berechnen
3. Gehrungswinkel auf das Werkstück übertragen
4. Gehrungswinkel der Säge wählen
5. Werkstück fixieren
6. Gehrung sägen

Wie lässt sich ein offener Gehrungsschnitt kaschieren?

Falls Sie einmal nicht exakt geschnitten haben, kann es passieren, dass Werkstücke an einer äußeren Kante minimal auseinanderstehen (in den Ecken fällt das nicht auf). Handelt es sich um Holz, können Sie versuchen die offene Gehrung zu kaschieren, indem Sie mit einem runden Metallstab über die Schnittkanten fahren. Im Optimalfall werden die Holzfasern dann nach innen gedrückt und verschließen die Lücke optisch. Benutzen Sie dafür niemals kantige Gegenstände, da diese Kerben hinterlassen oder die Holzfasern beschädigen können.

Bildquellen:

© gettyimages.de – photovs