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Lesezeit: 6 Minuten

Ob beim Heimwerken oder beim Renovieren: Muss Metall gebohrt werden, stellt das meist eine große Herausforderung dar. Welche Drehzahl ist beim Metallbohren die richtige? Brauchen Sie ein Kühlmittel? Worauf müssen Sie noch unbedingt achten? Wir erläutern Ihnen hier die Grundlagen des Metallbohrens. Unsere Profi-Tipps verraten Ihnen unter anderem, wie sich Metalle zerspanen lassen, welche Kühlmittel dabei nötig sind und wie Sie beim Bohren von Metall präzise vorgehen. Außerdem erfahren Sie hier, wie Sie geeignete Bohrer für Hart- und Weichmetalle finden, welche Drehgeschwindigkeit die richtige ist und wie sie diese ermitteln.

Metall bohren: Diese Bohrer eignen sich dafür

Verschiedenen Metalle stellen jeweils unterschiedliche Anforderungen an einen Metallbohrer. Damit Werkstücke oder Bauteile aus Metall präzise und sicher an- oder durchgebohrt werden können, muss deshalb ein passender Bohraufsatz ausgewählt werden. Generell sind HSS-Bohrer für das Bohren von Metall am besten geeignet. Sie sind nicht nur in vielfältigen Ausführungen für verschiedene Metalle erhältlich, sondern verfügen über eine weitere wichtige Eigenschaft zum Metallbohren: den namensgebenden „High Speed Steel“ (HSS).

Das ist Hochgeschwindigkeits- oder auch Schnellarbeitsstahl – ein hochlegierter Werkzeugstahl, der besonders robust und widerständig ist. Er findet häufig auch Verwendung bei Spiralbohrern, mit denen man Innengewinde schneiden kann – oder bei Schneideisen, welche Außengewinde schneiden können.

HSS-Bohrer bleiben auch bei Temperaturen von mehr als 600 °C formstabil und ermöglichen das Metallbohren mit einer bis zu viermal höheren Schnittgeschwindigkeit als Bohrer aus gewöhnlichem Werkzeugstahl.

HSS-BohrerEinsatzgebietWerkstoff-Beispiele
Typ N• ideal für durchschnittlich harte Metalle
• für weiche Stoffe ungeeignet
• Stahl (500–1.300N/mm²)
• Gusseisen
• Kupfer
• Messing
• Zink
• Leichtmetalle
Typ H• optimal für harte, zähharte, spröde und kurz spanende Materialien• Stahl (ab 1.300N/mm²)
• Leichtmetalle
• Bronze
• Messing
• Plexiglas
• Hartkunststoffe
• Hartgummi
• Gesteine und Mineralien
Typ W• für weiche, zähe und lang spanende Werkstoffe• Aluminium
• Kupfer
• weiche Kunststoffe
• Hartholz
• Spanplatten
R• gerollter Bohrer für durchschnittliche Metallarbeiten
• für Handbohrmaschinen und Bohrständer geeignet
• Stahl
• Gusseisen
• Bronze
• Messing
• Aluminium
G• gefräster und gehärteter Metall-Bohrer für Präzisionsarbeiten
• für Säulenbohrmaschinen, Dreh- und Fräsmaschinen
• Stahl
• Stahlguss
• Gusseisen
• Sintereisen
• Graphit
• Aluminium
• Bronze
E• entspricht HSS-G-Bohrer mit zusätzlicher Kobalt-Legierung
• höherwertig und beständiger
• besonders hitzebeständig
• Edelstahl

Zusätzliche Legierungen sorgen zudem dafür, dass sich Metallbohrer nicht verformen: Je nach Bearbeitungsmaterial und gewünschter Zerspanungsart gibt es beispielsweise Bohrer mit Beschichtungen aus Kobalt (Co), Titannitrit (TiN), Titan-Carbon-Nitrit (TiCN) oder Aluminium-Titan-Nitrit (AlTiN).

Haben Sie den passenden Bohrer gewählt, können Sie diesen in eine Handbormaschine, einen Akku-Bohrschrauber oder einen Bohrständer einspannen. Achtung: Aktivieren Sie unbedingt immer die Schlagbohrfunktion der jeweiligen Maschine.

Die richtige Schnittgeschwindigkeit und weitere wichtige Grundregeln

Werkstücke aus Metall immer fixieren

Beim Bohren von Metall wirken enorme Kräfte in Bohr- sowie Drehrichtung. Um Werkstücke aus Metall sicher zu bohren, müssen diese deshalb fest eingespannt sein. Hierzu eignen sich Schraubstöcke, Spannratzen und Schraubzwingen zur sicheren Fixierung auf einer Werkbank. Beachten Sie, dass die Werkstücke sowohl in vertikaler als auch horizontaler Richtung gesichert sind: Bohrständer und spezielle Maschinenschraubstöcke sind ideal, um sicher und präzise einen Arbeitswinkel von 90 Grad einzuhalten, der gewährleistet, dass das Bohrloch nicht ausreißt oder schräg in ein Metallstück gebohrt wird.

Metallrohre vor Eindellungen schützen

Wenn Sie Löcher in Metallrohre bohren, müssen Sie diese vorab sicher in einem Bohrgestell oder Schraubstock fixieren. Zusätzlich können Sie einen passenden Holzstab in das Rohr einführen, damit sich dieses durch den Aufdruck nicht verbiegt.

Mit Gefühl statt Kraft bohren

Vermeiden Sie es, zu starken Druck auszuüben. Anders als bei Werkstoffen aus Holz oder Stein verkantet sonst der Bohrer im Metall und das Werkzeug oder Arbeitsstück könnte beschädigt werden.

Richtige Schnittgeschwindigkeit wählen

Beim Bohren in Metall ist die richtige Schnittgeschwindigkeit entscheidend für das Ergebnis. Je größer ein Lochdurchmesser werden soll und je härter das Metall ist, desto langsamer sollte die Drehzahl eingestellt werden:

WerkstückBohrer-MaterialSchnittgeschwindigkeit in m/min
Stahl, nicht legiertHSS25
 HSS legiert28
BaustahlHSS18
 HSS legiert20
Stahl, rostfreiHSS8
 HSS legiert10
EdelstahlHSS5
 HSS legiert10
GraugussHSS18
 HSS legiert22
Aluminium, legiertHSS40
 HSS legiert50
MessingHSS40
 HSS legiert50

Die Schnittgeschwindigkeit lässt sich auch mit Hilfe der Formel für die Drehzahl-Berechnung bestimmen:

Die Grafik zeigt die Formel zur Berechnung der Schnittgeschwindigkeit

Diese Maßnahmen schützen Sie beim Bohren von Metall vor Verletzungen

Um Verletzungen durch scharfkantige Späne vorzubeugen, tragen Sie am besten immer eine Schutzbrille und einen Atemschutz, wenn Sie Metall bohren. Auch eine Kopfbedeckung ist empfehlenswert, da sich die Haare sonst in der Bohrmaschine verfangen oder Metallspäne auf die Kopfhaut gelangen könnten.

Unbedingt beachten: Herunterhängende Kleidung wie Handschuhe, lose Ärmel oder Zugbänder in Kapuzen ist beim Metallbohren mit rotierenden Maschinen absolut tabu. Die Kleidungsstücke und Schutzhandschuhe könnten sich in den drehenden Werkzeugteilen verfangen und schwerste Verletzungen zur Folge haben.

Metall bohren: Anleitung 

Metall zu bohren ist deutlich anspruchsvoller als das Bearbeiten von Holz, Stein oder Kunststoff. Dementsprechend müssen Sie einige (sicherheits-)technische Hinweise beherzigen, um einerseits Werkzeuge und Materialien zu schonen, andererseits Ihre Gesundheit nicht zu gefährden. Beherzigen Sie die folgenden Tipps, wird Ihnen das Bohren von Metall jedoch problemlos gelingen:

  1. Ankörnen der Bohrstelle

    Ankörnen, um Metall zu bohrenBevor ein Loch in Metall gebohrt werden kann, sollten Sie die exakte Stelle mit einem Körner in passender Größe und einem Hammer ankörnen. Auf diese Weise findet der rotierende Metallbohrer sofort Halt und kann nicht verlaufen.

  2. Kühlung von Bohrer und Werkstück

    Beim Metall bohren den Bohrer und das Werkstück kühlenSchmiermittel wie Schneid- oder Bohröl eignen sich ideal beim Bohren von Metallen: Das Werkstück sowie der Bohrer werden vor Beginn der Arbeit sowie in regelmäßigen Abständen mit dem Kühlmittel benetzt. So wird die entstehende Reibungshitze zuverlässig abgeführt und der Verschleiß am Bohrer verringert.

  3. Große Löcher in Metall bohren

    Große Löcher in Metall bohrenBohren Sie zunächst ein Loch mit kleinerem Durchmesser und erweitern es in mehreren Bohrdurchgängen bis zum gewünschten Umfang, indem Sie mit jedem Durchgang einen größeren Bohrer wählen. Der jeweils kleinere Bohrstift sollte dazu im Durchmesser mindestens dem Kerndurchmesser des nächstgrößeren Bohrers entsprechen. Auf diese Weise kann Letzterer nicht im vorgebohrten Loch verrutschen.

  4. Entgraten und entspanen

    Metall bohren, entgraten und entspanenHaben Sie die Bohrarbeiten beendet, sind gegebenenfalls überstehende Späne am Ein- und Austrittsloch abzufeilen. Scharfkantige Ränder am Lochrand können mit einem Entgrater geglättet werden. Mit einem Senker können Sie anschließend auch Schrauben bündig im Metall versenken, ohne dass der Schraubenkopf aus dem Material herausragt.

  5. Gegebenenfalls Legierungen erneuern

    Metall bohren: Legierung erneuernNachdem Sie ein Loch in verzinktes Metall gebohrt haben, sollten Sie die Bohrstelle mit einem geeignetem Zink- oder Anti-Rost-Spray behandeln: Da durch den Bohrvorgang möglicherweise die schützende Legierung entfernt wurde, kann das Werkstück an dieser Stelle korrodieren. Mit Hilfe des Sprays erneuern Sie die Schutzschicht.

Möchten Sie korrodierte Werkstücke aus Metall bohren, können Sie mit wenigen günstigen Hausmitteln zunächst das Metall reinigen, bevor Sie es weiterverarbeiten.

FAQ zum Bohren in Metall

Wann ist beim Bohren in Metall der gefährlichste Moment?

Der gefährlichste Moment entsteht am Ende des Bohrvorgangs, wenn der Bohrer das Loch durchstößt: Zu diesem Zeitpunkt dreht sich dieser mit einer hohen Drehzahl und arbeitet gegen den Widerstand des Metalls. Wird das Werkstück vollständig durchbohrt, fällt der Widerstand weg. Schlagartig sinken Bohrer und Maschine in diesem Moment in das Bohrloch ab. Ist das zu bearbeitende Werkstück nicht ausreichend gesichert, kann es verrissen werden oder sogar herumfliegen. Daher sollte zum Ende einer Bohrung mit weniger Anpressdruck gearbeitet werden. Zudem sollte ein Werkstück aus Metall immer besonders fest fixiert sein.

Welches Kühlmittel sollte zum Bohren in Metall verwendet werden?

Damit Sie den Bohrer und das Metall ausreichend kühlen können, gibt es verschiedene Kühl- und Schmiermittel im Fachhandel zu kaufen: Zum Beispiel sind hierzu spezielle Bohröle erhältlich, die mit einer Pipette auf den Bohrer und das Metall aufgebracht werden können. Als Kühlmittel können auch Emulsionen wie Bohrmilch oder Bohrspray verwendet werden, die aus einem Öl-Wasser-Gemisch bestehen. Doch nicht immer ist es notwendig, die Bohrstelle zusätzlich zu kühlen: Je nach Material und Drehgeschwindigkeit lassen sich Löcher auch trocken in Metall bohren.

Kann man mit einem Steinbohrer oder Holzbohrer auch in Metall bohren?

Es ist möglich, einige Steinbohrer mit speziell ausgestalteten Hartmetallplättchen zum Bohren von Löchern in mineralischen Metallen zu verwenden. Grundlegend ist allerdings davon abzuraten, da Steinbohrer keine Allzweckbohrer sind und sich nicht für Metalle, Kunststoffe oder Holz eignen. Auch Holzbohrer sollten nie verwendet werden, um Löcher in Metall zu bohren: Die Bohrer können schnell heiß laufen und abbrechen.

Bildquellen:
© gettyimages.de
gilaxia